Über uns

„Bettelorden“

Die Karmeliten gehören zu den sogenannten Mendikantenorden (Bettelorden). Wir leben von dem, was wir durch unsere Arbeit verdienen und was uns durch Spenden gegeben wird. Entgegen weitläufiger Meinungen erhalten wir keine Kirchensteuermittel.

Leben im Karmel

Regal in einem Zimmer mit Büchern, Keramikfiguren, einem Mönchsbildnis und einer Mönchsmarionette.

Das alltägliche Leben schaut in jedem Karmel ein wenig anders aus. In der Regel kommt die Gemeinschaft etwa dreimal am Tag zum Gebet zusammen. Daneben liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen Bruders seine persönlichen Gebetszeiten zu gestalten. Der tägliche Gottesdienst gehört ebenfalls zum Leben einer jeden Gemeinschaft.


„…dass ihr im gemeinsamen Refektorium das, was euch gegeben wird, miteinander genießt.“


Entsprechend diesem Satz der Karmelregel werden die Mahlzeiten (Frühstück, Mittag- und Abendessen) gemeinsam eingenommen. Hierbei geht es nicht nur um Nahrungsaufnahme, sondern auch um Begegnung und Gespräch. Dies ist auch Sinn der sogenannten Rekreation, die etwa an zwei Abenden in der Woche stattfindet und eine Zeit der Erholung und des Beisammenseins ist.

In den Zeiten zwischen den Gebets- und Mahlzeiten geht jeder Bruder seiner Arbeit nach. Dies kann eine Aufgabe im Kloster sein, z.B. in der Sakristei, der Schneiderei, in der Begleitung von Gästen u.ä. Viele von uns gehen aber auch Aufgaben nach, die uns tagsüber außerhalb des Klosters führen, z.B. in die Schule, die Pfarrei usw.

Teil des Lebens im Karmel ist auch das Konventgespräch. Hier kommt die Gemeinschaft zusammen, um sich über geistliche Themen auszutauschen oder praktische Angelegenheiten und Organisatorisches zu besprechen.


Verfassung und Aufbau des Ordens

Viele Mönche sitzen in einer Tischrunde und diskutieren, lesen und schreiben, in der Mitte steht eine große brennende Kerze.

Von Anfang an ist der Karmelitenorden ein demokratisch verfasster Orden. Alle Ämter innerhalb der Gemeinschaft werden auf Zeit gewählt. Wahlberechtigt ist jeder Bruder mit ewiger Profess. Im regelmäßig stattfindenden Kapitel werden alle wichtigen Entscheidungen getroffen und die Wahlen durchgeführt.

Die gegenwärtige Situation des Ordens und dessen Zukunft liegen also nicht in der Hand einer Person, sondern in der Verantwortung aller Brüder. So ist eine der wichtigsten Fragen eines Kapitels, wie das karmelitanische Charisma heute authentisch und zeitgemäß gelebt werden kann.

Dem Orden gehören weltweit etwa 2000 Brüder an. Davon sind etwa 100 Brüder Mitglieder der Deutschen Provinz. An der Spitze des Ordens steht der Generalprior, der seinen Sitz in Rom hat. Dieser wird für sechs Jahre gewählt und leitet zusammen mit dem Generalrat den gesamten Orden.

Weltweit ist der Orden in Provinzen gegliedert. Jeder Provinz steht ein Provinzial vor, der diese gemeinsam mit dem Provinzrat für jeweils drei Jahre leitet. Zu einer Provinz gehören immer mehrere Konvente / Klöster. Hier leben in der Regel mindestens drei Brüder. Der Konvent wird durch den Prior und den Subprior geleitet. Beide werden durch den Provinzial für drei Jahre ernannt. Größere Konvente haben manchmal zusätzlich einen Konventrat, der den Prior in der Leitung der Gemeinschaft unterstützt und von den Brüdern des jeweiligen Konventes gewählt wird.

Wir Karmeliten legen keine lebenslange Bindung an ein Kloster, wir gehören nicht einem bestimmten Kloster an, in dem wir ein Leben lang bleiben, sondern einer Provinz. Das bedeutet, bereit zu sein, nach einigen Jahren in ein anderes Kloster zu wechseln und dort beispielsweise eine neue Aufgabe zu übernehmen.


Das Kapitel

Gruppenbild mit Karmelitenmönchen.
Provinzkapitel im Juni 2022 in Springiersbach

Kapitel nennt man die Versammlung der Brüder eines Konventes, einer Provinz oder des gesamten Ordens. Das Kapitel ist jeweils die höchste Entscheidungsinstanz des Ordens oder einer Provinz. Bestimmte Entscheidungen sind dem Kapitel vorbehalten und für die Leitung bindend.

Generalkapitel

Das sogenannte Generalkapitel kommt alle sechs Jahre zusammen. Neben den Brüdern, die von Amts wegen Teilnehmer des Kapitels sind, werden aus jeder Provinz je nach Anzahl der Brüder ein oder mehrere Delegaten gewählt.

Das Generalkapitel wählt den Generalprior und seinen Rat, den Vizegeneral und andere für den Orden wichtige Ämter. Außerdem trifft das Kapitel wichtige Entscheidungen für die Zukunft des gesamten Ordens.

Provinzkapitel

Auf Provinzebene kommt das Kapitel alle drei Jahre zusammen. Auch dieses Kapitel besteht aus gewählten Delegaten und Brüdern, die aufgrund ihres Amtes teilnehmen.

Das Provinzkapitel wählt den Provinzial und seinen Rat. Zudem werden hier wichtige Entscheidungen für das Leben der Provinz getroffen.

Konventkapitel

Das Konventkapitel tritt nach jedem Provinzkapitel zusammen und dann, wenn es nötig erscheint. Hier werden die Ämter der Hausgemeinschaft gewählt und wichtige Entscheidungen getroffen.


Die Regel des Karmel

Ausschnitt aus der Regel des Karmelordens.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts verfasste der hl. Albert, Patriarch von Jerusalem, die Regel des Karmel. In wenigen kurzen Kapiteln legte er auf Bitte der ersten Brüder vom Karmel deren Lebensform nieder.

Er wählte dafür die Form eines Briefes und unterstrich damit die dialogische Struktur der Lebensform. Auf einzigartige Weise vereinigte er eremitische und gemeinschaftlich-demokratische Werte und griff hauptsächlich auf die biblischen Schriften und die Spiritualität der Wüstenväter zurück.

Im Zentrum der Nachfolge Jesu im Karmel steht die beständige persönliche und gemeinsame Beschäftigung mit dem Wort Gottes, das das gesamte Leben des Karmeliten prägen und verwandeln soll: alles, was immer er tut, geschehe im Wort des Herrn.

Zentral in der Regel ist deshalb die Bedeutung der eigenen Zelle, die vordergründig den äußeren, vielmehr aber noch den im Inneren des Menschen befindlichen Ort der Begegnung mit Gott symbolisiert. Darüber hinaus ist die gemeinschaftliche Struktur der Brüder auf dem Karmel von folgenden Grundsätzen geprägt: Vorsteher der Gemeinschaft ist ein von den Brüdern selbst gewählter Prior, der im Geist des Dienstes die Gemeinschaft leiten soll. Gehorsam wird entsprechend verstanden als eine Haltung gegenseitiger Treue im Rahmen der frei gewählten Lebensweise und zugunsten des gemeinsamen Ziels. Wichtige Fragen des Gemeinschaftslebens werden in gegenseitigem Einverständnis geregelt und gemeinsam besprochen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Fehlen einer Unterscheidung von Priestern und Nicht-Priestern. Priestersein wird in keiner Weise erwähnt, noch wird es berücksichtigt. Insgesamt ist die Regel maßvoll, klug und menschenfreundlich. Im Gegensatz zu anderen Ordensregeln kommt sie ohne Strafmaßnahmen aus. Sie ist gänzlich ausgerichtet auf eine persönliche und konsequente Nachfolge Jesu Christi im Geist des Evangeliums.