Eine Weile nichts tun, nur absichtslos da sein,
heißt wach werden für die Sättigung Gottes.
Johannes vom Kreuz (1542-1592)

Kursprogramm

Karmelitanische Exerzitien mit meditativem Malen: Inneres Beten, auch mit Farben möchte ich Dir erzählen

... an inneren Bildern verweilen... in Farben ausdrücken... gemeinsam die eigene Kreativität und Spiritualität erleben...

Die Tage stimmen Sie ins Innere Beten ein. Eingeladen sind Sie zum ungezwungenen freien Malen und Beten. Teresa von Ávila formulierte es so: „Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt.“

So verschieden Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Ausdrucksweisen des Betens und die damit verbundenen Erfahrungen. Beten ist sich die Gegenwart Gottes bewusstmachen und mit ihm in Beziehung treten. Die Stille in diesen Tagen, die Impulse aus Bibel und Weisheitsliteratur, das intuitive Malen, alles dient der Beziehung, der Begegnung, der Herzensbewegung, dem Gebet. Das meditative Malen lädt zum Ausdruck in Farben ein, fördert den Prozess des inneren Weges - jeden Tag anders, neu, tiefer...! Es schenkt jedem Freiraum, da es frei von Beurteilung und Interpretation bleiben darf. Alles bewegt zum tiefen, einfach aus sich herausfließenden Gebet. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Allein die Freude am Farbenspiel zählt.

Seminar mit Kaffee und Kuchen!

Gestaltungselemente: Meditation (Atem), täglich zwei Impulsvorträge, meditatives Malen hauptsächlich nachmittags, durchgängiges Schweigen, freie Zeit für Spaziergänge, für eigene Reflexion, für Ruhe, Möglichkeit zu persönlichem Begleitgespräch, Abendimpuls

Malmaterial: Pastellkreiden, Papier (wird von der Leitung mitgebracht)
Bitte T-Shirt, o. ä. als Malkittel mitbringen.

Begleitung: Jutta Schlier, Malerin und Exerzitienbegleiterin (Theologiestudium, Gemeindereferentin bis 2012)
Datum: Mo. 10. Juli 2023 18:00 Uhr - Fr. 14. Juli 2023 09:00 Uhr
Kosten: Kurs 150,00 € (inkl. Materialkosten) / Pension 285,00 €

  • Johannes vom Kreuz

    Johannes vom Kreuz (1542-1591) ist einer der großen Meister karmelitanischer Spiritualität.

    In seinen Werken beschreibt er den Prozess der Einswerdung mit Gott als einen Weg des Loslassens, der durch die dunkle Nacht unserer Zweifel und Ängste, unserer Selbstbehauptung und Egozentrik hindurch zur göttlichen Liebe führt – sie ist Sinn, Ziel und Erfüllung unserer menschlichen Sehnsucht.

    Ansehen auf Youtube

    Die dunkle Nacht

    In einer dunklen Nacht
    von Sehnsucht getrieben, in Brand gesteckt von Liebe,
    - o glückliche Fügung! -
    entfloh ich, ohne bemerkt zu werden,
    als schon das Haus um mich in Stille lag,

    im Dunkeln, sichren Fußes
    über die geheime Leiter, tief ins Gewand gemummt,
    - o glückliche Fügung! -
    im Dunkeln und wachsam angespannt,
    als schon das Haus um mich in Stille lag,

    in jener glückseligen Nacht,
    heimlich, daß mich niemand sah
    - auch ich selbst nahm nichts wahr -,
    ohn’ andres Licht, den Weg zu leuchten,
    als das nur, das im Herzen brannte;

    das führte mich
    sichrer als das Licht der Tagesmitte
    dorthin, wo mich erwartete,
    um den so tief ich weiß,
    dorthin, wo niemand uns belauerte.

    O Nacht, die du den Weg geleuchtet!
    O Nacht, liebenswerter als das Morgendämmern!
    O Nacht, die du zusammenbrachtest
    den Geliebten und die geliebte
    in den Geliebten umgestaltete Geliebte!

    An meiner Brust, aufgeblüht zu neuem Leben,
    die nur für ihn sich aufbewahrte,
    da ruht’ er schlafend,
    und ich liebkoste ihn,
    und Zedern fächelten ihm Wind.

    Der Wind von den Zinnen her
    - als zärtlich er sein Haar durchwehte -
    mit seiner sanften Hand
    streifte meinen Hals,
    und alle meine Sinne schwanden.

    Ich blieb und ich vergaß mich,
    das Antlitz neigt’ ich über den Geliebten,
    alles um mich verlosch, ich ließ mich los,
    ließ los meine Sorgen,
    zwischen den Lilien war es vergessen.

    ( Johannes vom Kreuz)

    Übersetzung: Reinhard Körner