Über uns

Geschichte

Der Karmelitenorden ist der einzige Orden, der keinen Gründer hat. Am Beginn seiner Geschichte steht nicht das Charisma eines Einzelnen, sondern die Lebensgemeinschaft einer Gruppe.

Gründungszeit

Albert von Vercelli überreicht in Jerusalem die Ordensregel an die Mönche.
Der Patriarch von Jerusalem, Albert von Vercelli, übergibt die Regel.

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts ließen sich Kreuzfahrer und Palästinapilger im Karmelgebirge zunächst als Einsiedler nieder. Es zog sie weg vom Lärm und der Waffengewalt der Kreuzzüge in die Einsamkeit und Stille, um dort die leise Stimme Gottes hören und seine Wege entdecken zu können. Später schlossen sich diese Eremiten zu einer Gemeinschaft zusammen und prägten eine eigene Lebensweise aus.

Die erste Ordensregel

Mit der Festigung und dem Wachstum ihrer Gemeinschaft suchten die Eremiten auch eine Regel. Auf ihre Bitte hin legte der Patriarch von Jerusalem, Albert von Vercelli, sie zwischen 1206 und 1214 schriftlich nieder. Verfasst ist sie in Form eines Briefes und knüpft bewusst an die Lebensweise der Eremiten an. Sie sieht als Kernstück vor,


Tag und Nacht über das Gesetz Gottes zu meditieren und im Gebet zu wachen.


Ordensregel...

Rückkehr nach Europa

1238 kehren die Karmeliten wegen der zunehmenden Sarazenengefahr in ihre europäische Heimat zurück. Die ersten Niederlassungen im deutschsprachigen Raum werden 1249 in Köln und 1252 in Würzburg gegründet.

In Europa lebten die Brüder zunächst als Eremiten. Die bisherige Lebensweise konnte jedoch unter den völlig anderen Verhältnissen nicht mehr uneingeschränkt befolgt werden. Die Vertreibung war nicht nur eine geographische Entwurzelung gewesen, sondern war auch eine spirituelle Herausforderung: aus Eremiten wurden Mendikanten.

1247 wird die Regel auf Bitte des Generalkapitels durch Papst Innozenz IV. den neuen Lebensumständen in Europa angepasst und bestätigt. Die gemilderte Regel behielt den kontemplativen Charakter des Ordens bei, führte aber auch zu einer Anpassung an die Struktur der Bettelorden. Niederlassungen durften nun auch in Städten gegründet werden.


Reformen

Bildnis von Johannes Soreth
Johannes Soreth

Ab dem 15. Jahrhundert entwickelten sich Bewegungen, die zu einer Neubelebung des Ordens führten.

Johannes Soreth

Der Beginn des 15. Jahrhunderts war eine Periode innerer Schwäche des Ordens. Es entwickelten sich daher Bewegungen, deren Ziel eine strengere Befolgung des Armutsgelübdes und eine Wiederbelebung der Zurückgezogenheit war. Die wichtigste unter ihnen war die Observanzbewegung des Ordensgenerals Johannes Soreth (1394-1471). Er bemühte sich um eine spirituelle Reform des gesamten Ordens. 1452 nahm er erstmals Frauen in den Orden auf und gründete so die Karmelitinnen. Unter seiner Leitung entstand auch die Laiengemeinschaft des sogenannten Dritten Ordens.

Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz

Im 16. Jahrhundert erfuhr der Orden durch die beiden Heiligen, Teresa von Avila (1515-1582) und Johannes vom Kreuz (1542-1591), eine einschneidende Reform, die neu auf ein kontemplatives Leben ausgerichtet war. 1593 führte die Reform von Teresa von Avila nach ihrem Tod zu der von ihr nicht angestrebten Spaltung in die beschuhten und die unbeschuhten Karmeliten und Karmelitinnen.

Teresianischer Karmel (unbeschuhte Karmeliten)
Neben dem Stammorden der Karmeliten (O.Carm.), zu dem wir gehören, gibt es den Teresianischen Karmel (ocd), der seit 1593 im Zuge der Reform von Teresa von Avila einen eigenen Weg gegangen ist. Teresianischer Karmel

Tourainer Reform

Eine weitere Reform vollzog sich im 17. Jahrhundert. Sie ging ab 1604 von der französischen Provinz Touraine aus. Ihr Ideal war die stärkere Betonung der Kontemplation. Im Stammorden führte die sogenannte Tourainer Reform zu einem inneren und äußeren Aufleben der Gemeinschaften bis zur Säkularisation.


Gegenwart

Bildnis von Titus Brandsma
Titus Brandsma - Patron der Deutschen Provinz der Karmeliten

Der Karmelitenorden – Ein Leben in Kontemplation und Aktion.

Im Laufe seiner Geschichte hat der Karmelitenorden, nicht zuletzt durch seine Heiligen (wie z.B. Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Thérèse von Lisieux, Edith Stein und Titus Brandsma), wichtige Beiträge für eine lebensfördernde christliche Spiritualität geleistet, die noch heute vielen Menschen Orientierung bietet.

Gegenwärtig besteht der Orden (Brüder) aus etwa 2000 Mitgliedern, aufgeteilt in 19 Provinzen, Generalkommissariate und 5 Generaldelegaturen. Auch heute lebt der Karmel, der inzwischen in der ganzen Welt verbreitet ist, aus der für ihn charakteristischen Einheit von Kontemplation und Aktion, dem „Stehen vor Gott“. Das meint die leidenschaftliche Suche nach der liebevollen Gegenwart Gottes im konkreten Hier und Jetzt, zusammen mit allen, die seine liebende und heilende Nähe in ihrem Leben entdecken und erfahren wollen.


Berg Karmel

Berg Karmel mit Sträuchern und Steinen.

Führe mit dem Stab dein Volk auf die Weide, die Schafe, die dein Erbbesitz sind, die einsam lagern in der Wüste, mitten auf dem Karmel. (Micha 7,14a)


Ort der Gottesbegegnung

Das fruchtbare und vegetationsreiche Karmelgebirge bei Haifa im Norden Israels ist der geographische Entstehungsort des Karmelitenordens. Der Begriff Karmel, der im Deutschen mit „Baumgarten“ oder „fruchtbarer Garten“ übersetzt werden kann, wurde bereits zu biblischen Zeiten als Symbol für die Schönheit und Lebensfülle, die von Gott kommt, verwendet.

Im Hohenlied beispielsweise, das in der Tradition des Karmel immer wieder aufgegriffen wurde, um das Liebesverhältnis zwischen Gott und Mensch darzustellen, vergleicht der Liebhaber das Haupt seiner Geliebten mit der Schönheit des Karmel (Hld 7,6). Und der Prophet Jesaja verheißt der Wüste und dem ausgetrockneten Land die „Pracht des Karmel“ und damit reiche Fruchtbarkeit (vgl. Jes 35,2).

Entsprechend will der Orden des Karmel mit seiner reichen spirituellen Tradition auch heute Gelegenheiten bieten, inmitten der modernen Wüsten unserer Zeit Gottes Gegenwart aufzuspüren. Wo Menschen zutiefst die sein dürfen, die sie sind, können sie sich öffnen für die Erfahrung der Schönheit und Liebe Gottes, dem die unstillbare Sehnsucht des menschlichen Herzens gilt. Mehr noch als ein äußeres Gebilde symbolisiert „Karmel“ somit den Ort der Gottesbegegnung im menschlichen Herzen.