Seit 1273 gibt es Karmeliten in Bamberg. Bamberg hat eine besondere Bedeutung für die Deutsche (ehemals Oberdeutsche) Provinz der Karmeliten. Ist doch hier der Sitz der Provinzleitung und ihrer Verwaltung.
Konvent
Zum Konvent der Karmeliten in Bamberg gehören derzeit 14 Brüder. Das ist für Karmeliten ein relativ großes Kloster. Bamberg hat eine besondere Bedeutung für die Deutsche (ehemals Oberdeutsche) Provinz der Karmeliten. Ist doch hier der Sitz der Provinzleitung und ihrer Verwaltung.
Von hier aus werden die Beziehungen zu den Niederlassungen im deutschen Raum und zur Mission in Kamerun gepflegt. Diese ist seit dem Jahr 2000 den deutschen Karmeliten als Missionsprojekt anvertraut worden.
Der „Karmel-Kontakt“, ein vierteljährlich erscheinender Kontaktbrief zu den Freunden der Deutschen Karmelitenprovinzen, hat hier seine Schlussredaktion und seinen Versand.
Mitbrüder der Deutschen Provinz, die ihr Leben lang in verschiedenen Konventen und Aufgaben gearbeitet haben, verbringen ihren Lebensabend im Bamberger Haus. Soweit es ihre Kräfte zulassen, arbeiten sie noch in der Seelsorge mit. Diese Seelsorge geschieht zuerst in der Klosterkirche.
Neben den Gottesdiensten an Sonn- und Werktagen bildet die Beichtseelsorge einen gewichtigen Schwerpunkt. In der katholischen Kirche haben sich in den vergangenen Jahren die Kloster- und Wallfahrtskirchen zu Zentren der Beichtseelsorge herausgebildet. Die Bamberger Karmelitenkirche gehört ohne allen Zweifel dazu. Auch die älteren Patres, die lebenslange Erfahrung aus der Seelsorge mitbringen, beteiligen sich noch an den täglichen Beichtzeiten.
Darüber hinaus arbeiten Mitbrüder in der Pfarrseelsorge und übernehmen verschiedene Aushilfen im Bamberger Umland. Ein Pater widmet sich der Seelsorge für Gehörlose und Hörbehinderte, wozu auch der Unterricht in der Schule gehört. Ein anderer ist Lehrstuhlinhaber an der kirchlichen Hochschule in Chur in der Schweiz. Einige der Mitbrüder des Bamberger Konventes sind zeitweilig außer Haus, um Exerzitien oder Besinnungstage zu halten. Auch Schwesterngemeinschaften fragen nach Beichtvätern bei den Karmeliten in Bamberg an.
Kloster
Karmeliten gibt es seit 1273 in Bamberg. Das erste Kloster befand sich in der Au. Ein zahlenmäßig kleiner Konvent führte dazu, dass Bischof Ernst von Mengersdorf 1585 die Eröffnung eines Priesterseminars im leerstehenden Teil des Karmelitenklosters in der Au ankündigen konnte. Bald nahm die Zahl der Ordensleute jedoch so zu, dass sich die Unterbringung von Karmelitenkloster und Priesterseminar unter einem Dach als problematisch erwies.
Umsiedlung
Am 17. März 1589 endlich wurde ein Tauschvertrag abgeschlossen: Die Karmeliten überlassen Kirche und Klostergebäude in der Au dem bischöflichen Seminar; dafür erhalten sie Kirche und Klostergebäude mit Gartenanteil in St. Theodor am Kaulberg. Auch hatte der Bischof dem Konvent der Karmeliten angeboten, vier Karmelitenkleriker kostenlos studieren und die Klostergebäude, die in sehr schlechtem Zustand waren, restaurieren zu lassen. Dieses ehemalige Frauenkloster stand seit 1554 leer. Bereits im Mai des Jahres 1589 kam die Genehmigung und amtliche Bestätigung des Vertrags durch die Ordenskurie und den Apostolischen Stuhl. Nach Eingang dieser höchsten und letzten Entscheidung haben die Karmeliten ihr Kloster in der Au verlassen.
Armut und Not kennzeichneten das Leben der Karmeliten unmittelbar nach der Umsiedlung auf den Kaulberg. Trotz vertraglicher Abmachung mit dem Bischof fehlten immer noch eine Sakristei, ein Bibliotheksraum, eine Sepultur, in der Kirche Kanzel und Orgel; Kreuzgang und Pforte waren sehr renovierungsbedürftig. Erst im Laufe der Zeit wurde hier Abhilfe geschaffen. Die größte Unterstützung bestand in der Übergabe des sogenannten Theodorischen Hofes 1636 durch Fürstbischof Franz von Hatzfeld.
Tourainer Reform und bauliche Veränderungen
Bald kam es jedoch zu einer Blütezeit, als die sogenannte Tourainer Reform, die im 17. Jahrhundert die Karmeliten des nördlichen Europas erfasste, auch im Bamberger Kloster eingeführt wurde. Im Zuge dieser Reformbewegung stieg die Durchschnittszahl der Konventualen von bisher 6 bis 7 jetzt auf 26 bis 27 Karmeliten an. Für den Ordensnachwuchs sorgte vor allem auch ein im Bamberger Kloster eingerichtetes Noviziat. Bis auf einige kurze Unterbrechungen blieb Bamberg bis zur Säkularisation der Noviziatskonvent für die Provinz.
Nach außen trat die Reform sehr bald durch echt mönchisches Auftreten der Karmeliten in Erscheinung, jedoch schlug sie sich auch in baulichen Veränderungen nieder. Am 9. März 1658 begann man mit dem Umbau der alten Zisterzienserinnenkirche. Mit der Absicht, den Bambergern den Zugang zur Kirche zu erleichtern, wagte man eine totale Umorientierung der Kirche mit einem neuen Eingangsbereich auf der Seite des Kaulbergs. Das bisherige Kirchenportal wurde kurzerhand zugemauert und ist noch heute als das älteste Kirchenportal in Bamberg zu bewundern (11./12. Jhd.). Die Barockisierung der Kirche zog sich ein halbes Jahrhundert hin und fand ihren Abschluss durch die Errichtung der östlichen Kirchenfassade (Johann Leonhard Dientzenhofer). 1707 endlich war die Kirche soweit fertig, dass sie konsekriert werden konnte.
Gleichzeitig mit der Kirchenerneuerung wurden im Innern des Klosters Umbauten vorgenommen. Sie betrafen vor allem den Pfortenbereich, die Gastzimmer, den Kreuzgang (1667/68) und das Winterrefektorium (1682). Allgemeines Aufsehen hatte schon die Umgestaltung des 1593 errichteten Bibliothekbaus neben der Pforte erregt; 1675 und 1676 wurde er mit Heiligen des Karmelitenordens in schmalen Nischen und üppigen Fruchtbündeln unter den Renaissancefenstern neu gestaltet. Der Grundstein zu den einfach gehaltenen Längsbauten des Klosters im Osten und Süden wurde am 4. Mai 1692 gelegt. Auch die Kirchenseite erhielt ihren malerischen, in den Kreuzgarten vorspringenden und von zwei Altanen flankierten Giebelbau. Als Architekt war wiederum Johann Leonhard Dientzenhofer beteiligt. 1793 folgte der barocke Aufbau des Westflügels, dessen Entwurf u.a. auf Balthasar Neumann zurückgeht. Der Südtrakt des Klosters (Refektorium, Bibliotheksaula) wurde erst gegen Mitte des 18. Jahrhunderts vollendet.
Mit der Säkularisation 1801/03 erlosch das Klosterleben am Kaulberg; Kirche und Kloster dienten jetzt ganz unterschiedlichen Zwecken (Kaserne, Schulhaus, Turnhalle, Konzertraum). Erst 1902 konnten die Karmeliten Kirche und Kloster von der Stadt Bamberg zurückerwerben. Beide waren jedoch in sehr schlechtem Zustand: In der Kirche lag eine hohe Schutthalde, über die hinweg man vom Kreuzgang in das Kirchenschiff hinabsteigen konnte. Im Kreuzgang hatte man auf zwei Seiten Säulen und Kapitelle herausgebrochen und verschleudert. Anfangs gab es keinen einzigen Raum im Kloster, in dem man übernachten konnte.
Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten fand am 16. Juli 1903 mit einer feierlichen Prozession, die von der Oberen Pfarre ausging, die offizielle Einführung der Karmeliten durch den Bamberger Erzbischof statt.
Das 20. Jahrhundert
Wechselhaft war die Geschichte auch nach diesem wichtigen Datum: Am 1. September 1918 eröffneten die Karmeliten das Knabenseminar Marianum und engagierten sich damit auf dem pädagogischen Sektor. In den Jahren der Arbeitslosigkeit vor 1933 war das Kloster besonders herausgefordert, christliche Nächstenliebe zu praktizieren. Nach einer Zeitungsnotiz vom 20. Mai 1932 baten täglich bis zu 100 Personen um ein Essen oder ein Stück Brot. Im Jahresdurchschnitt wurden an der Klosterpforte an die 30.000 Mahlzeiten ausgegeben.
Über die Zeit des Nationalsozialismus berichtet die Klosterchronik nicht viel; es war zu gefährlich Notizen zu machen, da sie in falsche Hände geraten konnten. 1941 wurde das Seminar Marianum von den Nazis geschlossen mit der Begründung: "Bei der Eigenart des klösterlichen Erziehungsbetriebes ist eine nationalsozialistische Gemeinschaftserziehung in klösterlichen Schülerheimen undurchführbar." Glücklicherweise konnten die Seminaristen des Marianums schnell bei Familien in der Stadt oder der näheren Umgebung untergebracht werden. Parallel mit der Zwangsschließung des Internats lief die Beschlagnahme des Klosters. Mit Schreiben vom 1. April 1941 wurden durch den Oberbürgermeister der Stadt Bamberg sämtliche Klosterräume beschlagnahmt. Ausgerechnet bis Mitte der Karwoche sollte das Kloster geräumt sein. Sämtliche Bemühungen, diesen Räumungsbefehl rückgängig zu machen, blieben erfolglos.
P. Dr. Adalbert Deckert berichtet: "So blieb nichts anderes übrig, als mit der Räumung zu beginnen. Schon innerhalb von 24 Stunden war für jeden Pater und Bruder des Klosters ein Quartier ausgemacht, so bereitwillig haben die guten Bamberger ohne Unterschied von Kondition oder Konfession ihr Entgegenkommen gezeigt und bewiesen. Als die Leute der unmittelbaren Nachbarschaft an Knöcklein und Kaulberg, in der Sutte und in der Matern, von dem Schicksalsschlag hörten, der die Karmeliten getroffen hatte, nahm die Entrüstung des Volkes immer drohendere Formen an. Einige Patres brachten auf einem Handwagen ihre Habseligkeiten in Sicherheit, da standen die Leute wie bei einer Prozession am Weg. Nur waren ihre gemurmelten 'Lobsprüche' anderer Art wie bei Prozessionen. Zwischenhinein konnte man sehr laut und deutlich hören: 'Da sieht man, dass es gegen die Klöster und die Kirche geht!' Die Häcker des Kaulbergs drohten, mit ihren Mistgabeln gegen den Kreispropagandaleiter Bergner vorzugehen." (A. Deckert, 700 Jahre Karmeliten in Bamberg, S. 78). Die engagierte Stellungnahme der Bamberger Bevölkerung und die Intervention des damaligen Erzbischofs Dr. Jakobus von Hauck hatten Erfolg: der Räumungsbefehl für das Kloster wurde wieder aufgehoben.
Nach dem 2. Weltkrieg haben die Karmeliten mit der Bildung einer ganz besonderen Schule auf eine Zeitnot geantwortet. Man wollte Kriegsteilnehmern, die Priester werden wollten, zur Hochschulreife verhelfen. Daraus entwickelte sich das Spätberufenenwerk Theresianum, dem heute drei Schulen und ein kleineres Internat angehören. Junge Frauen und Männer, in der Regel mit Berufserfahrung, besuchen entweder das Spätberufenengymnasium Theresianum oder das Kolleg Theresianum oder das Erzbischöfliche Abendgymnasium. Im Dachgeschoss des Südtraktes im Kloster wurden in den letzten Jahren Zimmer für intern wohnende Schüler bereitgestellt. Dagegen wird das Gebäude am Treppenaufgang zum Theresianum (auch Brauereigebäude genannt), das seit 1976 als Internat diente, anderen Zwecken zugeführt. Eine relativ hohe Anzahl der Absolventen des Spätberufenenwerkes strebt kirchliche Berufe an. Bemerkenswert am Theresianum ist die Tatsache, dass die große Nachfrage eine Vergrößerung der Schulgebäude zwingend notwendig gemacht hat.
1991 wurde das Knabenseminar Marianum in ein Bildungshaus umgewandelt. Aus wirtschaftlichen Gründen hat die Provinzleitung Ende 2008 dieses Projekt aufgegeben. Zwei Stockwerke des früheren Marianum, der Westflügel des Klosters, wurden für Hotelzwecke umgewidmet. Das Kloster führt dieses Hotel nicht in eigener Regie. „Arkadenhotel im Kloster“ nennen die Pächter ihr Hotel garni, in dem sich Besucher der Bischofs- und Kaiserstadt Bamberg wohlfühlen können.
Zur Geschichte der Klosterkirche ist noch nachzutragen, dass sie in den Jahren 1981/82 eine prägende Innenrenovierung erfuhr. Damals wurde mit großem Gespür für den Kirchenraum die Altarzone neu gestaltet. Gesamtgestaltung mit Altarinsel, Altar und Ambo kommen aus der Hand von Friedrich Koller. Zur gleichen Zeit wurde auch die Grablege in der Unterkirche für verstorbene Mitglieder des Ordens neu errichtet. Augenblicklich steht wieder eine Sanierung und Renovierung der Kirche vom Dachstuhl bis zur Unterkirche mitsamt der Orgel an. Dieses Vorhaben bereitet große Sorgen. Gebe Gott, dass es gelingt, das Erbe vergangener Jahrhunderte gut in die Zukunft zu tragen.
Gottesdienste
Zu den Gottesdiensten und Gebetszeiten in unserer Karmelitenkirche laden wir Sie herzlich ein.
Feier der Eucharistie
Montag bis Freitag:
8:30 Uhr
Sonntag:
8:00 Uhr und 10:00 Uhr
Gebetszeiten
Während der Renovierungsarbeiten beten wir nur sonntags um 18:00 Uhr das Abendgebet (Vesper) öffentlich in unserer Klosterkirche. Wir laden Sie ein, im Chorgestühl Platz zu nehmen und mit uns zu beten.
Beichtgelegenheiten - Versöhnung finden - neu beginnen
Mittwoch und Freitag:
15:00 - 17:00 Uhr
Samstag:
10:00 - 11:30 Uhr
Fr. Alois Ehrlich
Frater Alois Ehrlich wurde am 20. September 1868 in Massing/Niederbayern geboren. Er erlernte das Schreinerhandwerk. Im Februar 1897 trat er in Straubing in den Karmelitenorden ein und legte 1898 die Ordensgelübde ab.
Im Orden schätzte man sein handwerkliches Geschick. Er wurde in mehrere Klöster geschickt, um Aufbauarbeit zu leisten, so in Bamberg, in Rom und in Palästina.
Fr. Alois war ein stiller Mensch. Er liebte das Gebet und das stille Verweilen in der Gegenwart des Herrn. Bei allem, was er tat, erkannte er sich vor dem Angesicht Gottes. In seinen alltäglichen Tätigkeiten und in den kleinen Dingen des Lebens fühlte er sich in besonderer Weise mit Gott verbunden. Er lebte diese tiefe und liebevolle Gottesbeziehung, die ein Wesenszug der Spiritualität des Karmel ist. In seiner Gott-zu-Gewandtheit war er aber immer auch offen für die Nöte all der vielen Menschen, die ihm begegneten und die sich an ihn wandten.
Fr. Alois starb in Bamberg am 21. Juni 1945. Er wird von vielen Menschen als Fürsprecher verehrt. Sein Grab in der Karmelitenkirche in Bamberg ist bis heute ein Ort des stillen Fürbittgebetes. Es befindet sich in der rechten Seitenkapelle am Eingang.
Ein Seligsprechungsprozess für unseren Mitbruder im Karmel ist in Vorbereitung.
Ein virtueller Rundgang durch die Karmelitenkirche in Bamberg zur Grabkapelle von Frater Alois Ehrlich als Video:
Beauftragter für den Seligsprechungsprozess von Fr. Alois Ehrlich O.Carm. und Direktor des Dritten Ordens
P. Roland Hinzer O.Carm.
Telefon: 0951/952944
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Prokurator des Konventes Bamberg
P. Gerhard Förtsch O.Carm.
Redaktion Karmel-Kontakt
Kommission für Öffenlichkeitsarbeit
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